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Siehe auch den Zeitungsartikel in The Hindu.
Die Idee, eine Website für professionelle Bildung zu erstellen, ist aus der Arbeit von John Petroff entstanden, einem amerikanischen Ökonomieprofessor, der in den 1990ern in Rußland and Kasachstan für die amerikanische Entwicklungshilfebehörde USAID (United States Agency for International Development) und die Europäische Kommission gearbeitet hat.
Die Projekte der USAID und der Europäischen Kommission waren darauf ausgelegt, in diesen Ländern die Kenntnisse vor allem im Bankwesen und in der Wirtschaft auszubauen. Nachdem man fünf Jahre in diese Weiterbildungsprogramme investiert hatte, wurde offensichtlich, dass durch diese oder ähnliche Programme bei den Geberländern recht hohe Kosten anfallen, aber nur eine geringe Anzahl an Personen konnte von den Angeboten auch profitieren. Eine effizientere Übermittlung des Stoffes war zwar dringend erforderlich, dennoch wurden die Bildungsprogramme in einem eher priviligierten Rahmen ausgeführt. Eine gut ausgebildete Gesellschaft ist eine der wenigen positiven Errungenschaften im Sozialismus. Der Schwerpunkt der Ausbildung lag naturgemäß auf den Natur- und den exakten Wissenschaften, während die Sozialwissenschaften über 70 Jahre Kommunismus in den sowjetischen Bildungseinrichtungen stark vernachlässigt wurden. Daraus ergab sich, dass junge Leute schlecht auf die Erfordernisse der neu entstehenden Marktwirtschaften vorbereitet waren. Ebenso wurden die Lehrmethoden der Vergangenheit untragbar. Der überwiegend mündlich abgehaltene Unterricht und die hauptsächlich mündlichen stattfindenden Prüfungen (mit nur wenigen falls überhaupt irgendwelchen Büchern und nur geringer Eigeninitiative der Studenten) erfordern ein hohes Lehrkörperaufkommen, was nur in einer Planwirtschaft möglich ist. Zur Jahrhundertwende schlossen bereits viele Universitäten ihre Tore, weitere werden noch folgen. Die ungenügenden Gehälter der Dozenten entmutigen Neuzugänge in diesem Bereich, und, wie bereits erwähnt, die meisten Bemühungen aus dem Ausland sind ineffektiv. Es ist daher einfach, einen ernsthaften Mangel im Bildungsbereich in der ehemaligen Sowjetunion für die kommenden Generationen vorherzusagen.
Bildung über Computer und das Internet anzubieten, ist eine naheliegende, wenn auch nur teilweise Lösung, für die bevorstehende Krise in diesen Ländern.
Man kann sich ausmalen, dass
1) Neue Kurse erstellt und für die Studenten verfügbar gemacht werden können in nur einem Bruchteil der Zeit, die man benötigt, Lehrbücher zu drucken und zu versenden;
2) Dozenten, die Ideen über das Web mit ausländischen Kollegen austauschen somit auf dem neuesten Stand in ihrem Fachgebiet sind;
3) Studenten Zugang zu dieser Ansammlung an Wissen haben, ohne durch Entfernung, Zeit und Einkommen benachteiligt zu werden.
Tatsächlich stellt das Einkommen das Haupthindernis in sich wandelnden Wirtschaftssystemen dar. Vorhersagen, dass die Kosten von Computern etwa gleich hoch sein werden wie die eines Fernsehers, den sich selbst die ärmsten Familien noch leisten, sind von sehr weit hergeholt. Realistisch betrachtet stellt Fernunterricht nicht die alleinige Lösung der Bildungsprobleme dar. Beispielsweise ist ein Großteil der Studenten nicht in der Lage, ausschließlich durch Bücher oder Computer lernen: Die physische Anwesenheit eines Lehrers und die moralische Unterstützung eines Mentors sind dem weit überlegen. Dies gilt besonders für ein weites Spektrum an allgemeinen Themen, bei denen ein Lehrer ein Wissensgebiet so lebendig gestalten kann wie kein Computer es vermag. Allerdings ist das Lernen über das Internet am geeignetsten für hochmotivierte Personen und für spezielle Gebiete, wie z.B. in der professionellen Bildung. Das wiederum ist aber genau der Bereich, in welchem russische Professoren von de
r Industrie abgeworben werden, und genau der Grund, weshalb Unterricht über das Internet sehr vorteilhaft sein kann. Was für sich wandelnde Wirscharftssysteme gilt, gilt ebenfalls in den meisten anderen Ländern der Welt.
Nach der Rückkehr in den Vereinigten Staaten 1999, bot sich mir eine Gelegenheit an, persönlich festzustellen, welche professionellen Weiterbildungsangebote das Internet zu bieten hatte. Meine Frau benötigte einige Auffrischungskurste in der Buchhaltung. Da wir auf dem Catskills Berg wohnten, eine Stunde Fahrzeit vom nächsten College entfernt, schauten wir uns zunächst nach Fernunterricht um. Es gab reichlich Auswahl, aber es war alles ein wenig verwirrend (z.B. ohne die Möglichkeit, das Angebot vorher zu testen) und Lichtjahre entfernt von dem, was das Lernen über das Internet verprach, wie z.B. Flexibilität zur Entfernung und bei der Zeiteinteilung (mit strammen Stundenplänen und / oder gelegentlichen Anwesenheitspflichten), mit der Bedingung, weitere CDs, Videos oder Bücher zu erwerben, und das alles zu unerwartet hohen Preisen. Zusätzlich gab es eine Menge nicht organisierter Buchhalterkurse von verschiedenen Anbietern, die zu keinem anerkannten Nachweis führten. Meine Frau nahm schließlich die abendliche einstündige Fahrt zum Columbia-Green Community College in Kauf, und bezahlte für den Kurs die Hälfte des Durchschnittspreises der Internetangebote.
Der vorhandene Fernunterricht konnte nicht bieten, was meine Frau und viele andere, die es nicht so gut wie sie getroffen haben, benötigten. Einige Organisationen (wie z.B. UNext) haben verlauten lassen, dass sie einen Betrag von über einer Millionen Dollar für die Erstellung eines einzigen Kurses ausgegeben haben. Dementsprechend rechnen sie auch damit, dass sich das Investment bezahlt macht, und zwar über Kursgebühren, die man in dieser Höhe auch bei Eliteuniversitäten zahlen würde. Desweiteren bringt das Nichtvorhandensein eines Anerkennungssystems bei Fernunterricht und die geschützte Geheimhaltung des Online-Unterrichts Zweifel über die Qualität mit sich, insbesondere bei den günstigeren Alternativen. Was die professionelle Bildung in den Vereinigten Staaten angeht, ist das Internet momentan ein weiteres Medium, das Qualifikationen und Einkommensverbesserungen für diejenigen verspricht, die das Geld haben, um dafür zu bezahlen. Es vergrößert die informationstechnologische Kluf t in den Vereinigten Staaten. Es versteht sich, dass diese Kluft noch größer für Leute ist, die in weniger wohlhabenden Ländern leben.
Das muss aber nicht so sein. Die Erschaffung von PEOI ist eine Herausforderung, und es gilt zu beweisen, dass professionelle Bildung auch ohne oder für nur geringe Kosten zur Verfügung gestellt werden kann. Eine Studie der Sloan Stiftung über die Profitabilität von verschiedenen Fernunterrichtsprogrammen, die sie unterstützten, hat gezeigt, dass Online Bildung keinen Goldesel darstellt, selbst wenn exorbitante Unterrichtsgebühren dafür verlangt werden. Es entstehen zweifellos Kosten, diese lassen sich in zwei Gruppen aufteilen: Entwicklung und Bereitstellung. Die Kosten zur Entwicklung eines Kurses sollten sich über dessen möglichst nahezu endlosen Anbietungszeitraum amortisieren. Sie sollten jedoch sicherlich nicht in die laufenden Betriebskosten fließen. Eine weitere Schlußfolgerung zu der die Studie der Sloan Stiftung gekommen ist, ist dass die Vervielfältigung der Klassenkursangebote ebensoviel kostet wie die regulären Studiengebühren einer Universität, da die Dozenten benötigt werden und durch die Notwendigkeit, den Studenten eine Reihe von dazugehörigen Dienstleistungen anzubieten. Allerdings muss das bei Online-Kursen nicht so sein, da nicht alle Studenten einen Dozenten, eine Bibliothek, eine Cafeteria etc. benötigen. Das PEOI Modell sondert verschiedene Dienstleistungen aus und bietet sie separat an für Studenten, die sie eventuell in Anspruch nehmen wollen. Hierzu zählen z.B. Ratschläge von Dozenten, neue Tests zu haben, das Einreichen von Aufgaben zur Benotung, die Teilnahme an Tests, den Erhalt von Zertifikaten und Bestätigungen über den Abschluß von Kursen. Die Ausstellung von Zertifikaten ist besonders kostspielig, da hierfür die Identität des Studenten überprüft werden muss. Eine durchschnittliche Gebühr von $100 pro Stud ent und Kurs sollte ausreichend sein, um alle wiederkehrenden Betriebskosten zu decken, wie dargestellt in proposed budgetfür 2001 bis 2007.
Die Berechung der Kosten für einen Studierenden, der keine anderen Angebote in Anspruch nimmt, als den Kursinhalte durchzuarbeiten und der bereits existierende Online-Prüfungen wahrnimmt, ist sehr einfach und direkt. Für eine Website mit der Kapazität acht oder zehn Kurse anbieten zu können, werden 100 Megabyte Speicher auf einem Server und zusätzlich 1,5 Gigabyte für den Datenverkehr benötigt. Die Kosten hierfür betragen weniger als $200 pro Jahr, was selbst für einen älteren, emeritierten Professor praktisch nur ein Taschengeld darstellt. Oder, um es anders zu formulieren: Die Kosten, einen Kursinhalt zu pflegen, betragen pro Studenten weniger als einen Dollar pro Kurs. Relativ zu den daraus entstehenden Verdienstmöglichkeiten sind sie also annähernd Null.
Die Hauptaufgabe allerdings liegt darin, qualitative hochwertige Kursinhalte anzubieten. PEOI's bevorzugte Vorgehensweise ist, einen Kurs anzubieten und Anregungen und Kritik prüfend anzuschauen, anstatt eine Millionen Dollar vorab auszugeben. Ideal wäre es, jeden Kurs als eine offene Plattform anzubieten, so dass alle Verfeinerungen mit einbezogen werden können, ähnlich wie bei den Webseiten über medizinische Ratschläge (wie z.B. Farminfo.com). Früher oder später werden Qualitätsrichtlinien zum Fernunterricht entstehen. PEOI würde gerne seinen Teil dazu beitragen, diese Richtlinien zu entwickeln und zu formulieren. Zumindest der Ansatzpunkt dieser Diskussion sollte ein für alle sichtbares und diskutierbares Beispiel darstellen. Und das ist exakt das, was PEOI mit seinen für alle verfügbaren Online Kursen, der an höherer Bildung interessierten Gemeinschaft anbietet.
Vor diesem Hintergrund wurde PEOI im Januar 2000, beruhend auf 20 Jahren Erfahrung im computerbasierenden Lernen und Lehren in den Bereichen der Finanzierung und der Wirtschaftslehre gestartet. Die naheliegende Wahl für den ersten angebotenen Online Kurs fiel auf einen Kurs in Finanzanalyse, der den Studierenden zunächst in Form von kopierten Skripten einer Vorlesung unterbreitet wurde, die in den frühen 1980ern an der SUNY-Geneseo gehalten wurde. Seitdem sind die Inhalte zahllose Male überarbeitet und erweitert worden. Obwohl sie eine Überarbeitung benötigt hätten, wurden vier Studienführer, die normalerweise auf Diskette versendet wurden, hinzugefügt. Verbesserungen in der Grammatik und Stilistik wären sicherlich bei weiten Teilen des Textes wünschenswert gewesen, dies wurde aber hintenangestellt, da der Start der Webseite Priorität erhielt. Bis zum Jahresende 2000 war die Seite mit allen notwendigen administrativen und Test Funktionen ausgestattet.
Anfang 2001 wurde das Funktionieren der Webseite gründlich getestet und es wurde beschlossen, die Organisation selbst zu gründen. Am 5. März 2001 wurde in Pennsylvania die Professionelle Bildungs Organisation mit dem Kürzel PEOI gegründet (siehe Articles of Incorporation). Nach Erhalt der Arbeitgeber-Identifikationsnummer, der Eröffnung eines Bankkontos und eines Antrages beim US-Finanzamt, als Wohltätigkeitsverein anerkannt zu werden, konnte PEOI im April 2001 loslegen. Die englische Version der Website wurde am 1. September 2001 online gestellt. Am 2. Juli 2002 erhielt PEOI die Bestätigung vom vom US-Finanzamt, dass PEOI nach 501(c) (3) als Wohltätigkeitsverein steuerbefreit ist. Ein großer Teil der wirklichen Herausforderung (beschrieben in Strategy) liegt noch bevor. Den Beifall, den PEOI bei ehrgeizigen jungen Leuten auf der ganzen Welt finden sollte, liegt nun in den Händen von einigen wenigen Geldgebern, die die Bedeutung dieses Projektes erkennen und in den Händen von ein paar guten Männern und Frauen, die beschlossen haben, einen Teil der Anstrengungen auf sich zu nehmen, um PEOI Wirklichkeit werden zu lassen.